Die zwölf Häuser (Bhavas) in der vedischen Astrologie
- Ella
- 20. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai

Eine Reise durch dein kosmisches Selbst
Wenn du zum ersten Mal dein vedisches Horoskop in Händen hältst, siehst du ein geheimnisvolles Geflecht aus Zeichen, Planeten und Zahlen. Doch darunter verbirgt sich eine tiefere Ordnung, eine spirituelle Landkarte, die dein Leben auf vielen Ebenen spiegelt. Ein zentrales Element darin: die zwölf Bhavas, auch bekannt als die zwölf Häuser. Sie erzählen deine Geschichte, Abschnitt für Abschnitt.

Was sind Bhavas in der vedischen Astrologie?
Im Sanskrit bedeutet Bhava so viel wie Zustand, Seinsweise oder Existenzform. In der Astrologie sprechen wir hier von den zwölf Lebensfeldern, durch die sich die Seele in dieser Inkarnation ausdrückt, vom Körper über Familie, Partnerschaft und Beruf bis hin zu Transformation und Befreiung.
Anders als in der westlichen Astrologie sind die Bhavas in der vedischen Astrologie tief mit dem Karma-Prinzip verwoben. Sie zeigen uns, wo bestimmte Erfahrungen bereits reifen, wo Lernaufgaben warten und wo das Licht unseres Dharma aufleuchten will.
Die zwölf Bhavas im Überblick
Hier bekommst du einen ersten Eindruck davon, welche Lebensbereiche jedes Haus anspricht:
1. Lagna Bhava – Das Haus des Selbst (Identität, Körper, Vitalität, Auftreten, Intelligenz)
Hier beginnt alles: dein Geburtsmoment, dein Blick auf dich selbst und der Eindruck, den du hinterlässt. Es ist der Anker deiner Persönlichkeit.
2. Dhana Bhava – Haus des Reichtums (Werte, Sprache, Familie, Nahrung)
Zeigt, wie du mit Ressourcen umgehst, welche Prägungen du mitbringst und wie du dich ausdrückst – auch über Geld und Worte.
3. Duscikya Bhava – Das Geschwisterhaus (Mut, Kommunikation, Geschwister, Initiative)
Hier finden wir deine Fähigkeit, dich zu behaupten, Neues zu wagen, dich schriftlich wie mündlich mitzuteilen.
4. Matr Bhava – Haus des Herzens (Mutter, Heimat, innere Sicherheit, Emotionen)
Ein Ort des seelischen Fundaments, deiner Wurzeln, deiner Geborgenheit. Auch Immobilieneigentum und emotionale Stabilität wohnen hier.
5. Putra Bhava – Haus der Kreativität und Kinder (Inspiration, Nachkommen, Lernen)
Alles, was du aus dir selbst heraus erschaffst – biologisch, künstlerisch oder spirituell – entfaltet sich in diesem Haus.
6. Sastha Bhava – Haus der Prüfungen (Feinde, Krankheit, Läuterung, Service)
Das Feld der Herausforderungen. Wie gehst du mit Konflikten um? Mit Krankheit, mit Verpflichtungen – und mit deinem eigenen inneren Widerstand?
7. Jaja Bhava – Haus der Partnerschaft (Beziehungen, Ehe, Verträge, Öffentlichkeit)
Zeigt dein Beziehungsfeld – nicht nur romantisch, sondern auch geschäftlich und sozial. Wie stehst du dem „Du“ gegenüber?
8. Randhra Bhava – Das Haus des Wandels (Tod, Krankheiten, Krisen, Okkultes, Erbe)
Hier liegt das Verborgene. Es ist das Haus der tiefsten Transformation – dort, wo du loslassen, sterben und neu geboren werden darfst.
9. Dharma Bhava – Haus des höheren Weges (Glaube, Lehrer, Glück, Ethik)
Der Blick über das Ego hinaus. Dieses Haus zeigt deinen spirituellen Pfad, deine Lehrer, deine Weltsicht – und dein inneres Glück.
10. Karma Bhava – Haus der Berufung (Karriere, öffentliches Wirken, Lebenswerk)
Hier zeigt sich, was du in dieser Welt beitragen willst. Beruf, Autorität, Verantwortung und Sichtbarkeit spielen eine grosse Rolle.
11. Labha Bhava – Haus des Gewinns (Erfolg, Netzwerke, Wünsche, Freundschaften)
Dieses Haus zeigt, wie du deine Visionen verwirklichst. Es ist verbunden mit deinem Umfeld, deinen Zielen und dem, was du vom Leben ernten willst.
12. Vyaya Bhava – Haus der Befreiung (Verluste, Rückzug, Moksha, Ausland)
Das letzte Haus steht für das Ende des Kreislaufs – für Rückzug, Meditation, Trennung und spirituelle Auflösung. Hier beginnt der Weg zur Freiheit.
Warum die Bhavas wichtig sind
Die Bhavas sind keine isolierten Container, sondern ein lebendiges Netz. Jedes Haus beeinflusst die anderen. Die Stellung der Planeten, ihre Aspekte und die Dynamik zwischen den Bhaveshas (Haus-Herrschern) offenbaren ein vielschichtiges, individuelles Bild – dein ganz eigenes Schicksalsmuster.
In meiner persönlichen Praxis, geprägt durch die Jyotish-Tradition der Parampara-Linie von Sri Achyuta Dasa aus Jagannath Puri, liegt der Fokus besonders darauf das innere Potenzial zu erkennen, das sich durch die Bhavas entfalten will. Jyotish ist nicht dazu da, in Stein gemeisselte Vorhersagen zu machen – sondern das Licht auf jene Stellen im Leben zu richten, die Heilung, Klarheit und Bewusstsein brauchen.
In den kommenden Blog-Beiträgen auf EllaMasi.com widmen wir uns jedem Bhava einzeln. Du wirst erfahren, wie sich die einzelnen Häuser tiefer deuten lassen, was ihre spirituelle Essenz ist – und wie du damit deine eigene Horoskopreise besser verstehen kannst.
Bleib dabei – der Himmel hat viel über dich zu erzählen.
Referenzen und Überlieferung:
Bṛhat Parāśara Horā Śāstra
Jataka Parijata
Saravali
Phaladeepika
persönliche Interpretationen basierend auf der Jyotish-Tradition (Parampara) von Sri Achyuta Dasa, Jagannath Puri
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